"Zeitreise"
Ein Tag wie so viele, ohne Erwartung, ohne Ziel.
Im Duell: Die Komödie und das Trauerspiel
Sehe graue Gesichter, höre dumpfe Stimme,
die im Lauf der Dinge zum Rauschen verschwimmen
Ein Nebel aus Gewohnheit, verschwommene Sicht,
kenn mich aus, war schon oft hier, verlaufe mich nicht
Keine Zeit für Fragen wenn Antworten nur stören,
doch könnt´ ich sie eh im Getöse nicht hören
Ein Fuß vor dem anderen, monotoner Tritt,
lange Schatten kleben an jedem Schritt
ich weiß nicht genau, bin ich unten oder oben?
Schieb ich mich weiter oder werde ich geschoben?
Der Takt meiner Uhr ist mein Puls, mein Beat.
Aber keiner kann tanzen zu diesem Lied
Meine Augen sind von gestern immer noch schwer,
der Kopf denkt an morgen, zieht mich hinterher
Und auf einmal ist da diese Melodie,
aus dem nichts tritt sie in mein Leben
wie ein Orkan, der mich in sein Auge zieht,
raubt mir den Atem und lässt mich schweben
Mit aller Gewalt mich in Ketten legt,
verstummen und erschaudern lässt
sie trifft wie der Blitz, und der Donnerhall bebt,
und hält mich an allen Gliedern fest.
Sie dringt in mein Ohr und entert mein Herz,
lässt keinen Platz für Gedanken
sie weiß um die Narben und kennt jeden Schmerz
und bringt mein Gemäuer ins Wanken
Sie trifft ohne Warnung aus ihrem Versteck
und flutet zugleich heiß und kalt
die Welt verschwimmt, ich seh von Ferne zu
und fühle mich unsterblich alt
unter Haufen von Steinen verschüttete Bilder
erwachen und fallen mir ein
das habe ich schonmal gespürt, genau so,
genau da muss ich noch einmal sein
Jeder Ton ist vertraut, und jede Kleinigkeit
ist ein Teil meiner DNA
Jahre, Jahrzehnte, ich bereise die Zeit
und kann sein wo ich schon einmal war.
Was wollt ich doch alles tun seit dem,
was hab ich zu erleben versäumt?
Das ist nicht Erinnerung, das ist Energie,
die in meinem Kern überschäumt.
Alles verschwommen, aber ich sehe klar
das verhasste Gefühl, nie überwunden,
es ist viel zu lang her, bin wieder ganz genau da,
einst im Kerker verloren, jetzt wiedergefunden.
Ein Kreis ist der Weg ist das Ziel ist die Zeit
ist ein Ozean großer Gedanken,
ist Anfang und Ende, ist Anker und Schild,
um die sich Erinnerungen ranken.
Die Haut übersäht mit Millionen Antennen,
mit Allem verbunden allein
Das Stundenglas hat mir ein Mal eingebrannt.
So hell kann die Dunkelheit sein.
Die Musik verstummt, es wird leise um mich,
die Augen zu öffnen traue ich mich nicht.
Nur der Herzschlag, der sich nicht beruhigen kann.
Das also bin ich, hier fängt alles an
Der Atem schweigt, in mir ist alles leise,
am Ende des Tunnels, am Ziel einer Reise
die Welle hat mich wieder hergegeben,
stellt mich rein gewaschen zurück ins Leben
Berührtest du mich jetzt ich würde zerspringen
in tausend Scherben die fallen und verklingen
Bin ganz zerbrechlich, aber ganz ungebrochen,
zu mir hat die Absolution gesprochen
Und mit meinem ersten Atemfluss,
der mich wieder neu erwecken muss
lasse ich los, bin zurück in der Zeit
wenn der Sklaventreiber den Appell ausschreit:
"Weiter, weiter, immer weiter noch!
Jag den Gewinn - du verlierst ihn ja doch!"
Danke für die Musik, alle Töne und Lieder.
Ich hatte vergessen - jetzt weiß ich es wieder.